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Die nationalsozialistische Judenverfolgung

Nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler gelang es den Nationalsozialisten binnen weniger Monate, die gesamte Weimarer Verfassung außer Kraft zu setzen. Zu diesem Zeitpunkt lebte knapp über eine halbe Million Juden im deutschen
Reich, weniger als 1% der Gesamtbevölkerung. Die Anzahl der Juden (400) im Landkreis Cochem-Zell lag noch unter dem Reichsdurchschnitt.
Obwohl die Nazis bei den Reichstagswahlen am 5. März 1933 insgesamt nicht die absolute Mehrheit errangen – sie vereinigten vierundvierzig Prozent der Wählerstimmen auf sich – verabschiedete der Reichstag am Ende des Monats das sogenannte Ermächtigungsgesetz. Der Rassismus wurde zum zentralen Programm der Regierungspolitik. Diese neue Situation war für die deutschen Juden nicht einfach zu erkennen.
Nach über hundert Jahren der Akkulturation und zwei Generationen nach Abschluß der rechtlichen Emanzipation waren die meisten Juden in Deutschland kulturell und politisch so deutsch, daß ihnen jeder Versuch, sie als »Fremde« zu entrechten, ebenso unbegründet wie unwahrscheinlich erschien. Als mit dem Boykott jüdischer Geschäfte am 1. April 1933 die organisierte Judenverfolgung ihren ersten massiven Ausdruck fand, reagierten manche deutsche Juden bezeichnenderweise so, als habe man ihr Nationalgefühl bezweifelt. Sie legten ihre Orden aus dem I. Weltkrieg an, um zu zeigen, daß hier gute deutsche Bürger und Patrioten diskriminiert wurden. Daß diese Selbstdarstellung als Deutsche gegen Rasseantisemitismus unwirksam war und ihn nur stärker provozierte, lehrte die Zukunft schnell. Jedoch war es dem größten Teil der erwachsenen deutschen Juden unmöglich, auf das Diktat des Nationalsozialismus hin ihre deutsche Identität einfach abzustreifen.64
In ländlichen Regionen kam hinzu, daß sich die Juden eher mit den patriotischen und bürgerlichen Parteien identifizierten. Die ersten Verhaftungsaktionen galten nicht den Juden, sondern den Kommunisten und Antinazis. Nur jene Juden, die sich politisch engagiert hatten, wußten, was auf sie zukam.
So floh Alfred Adler bereits im Frühjahr 1933 nach Holland. Er hatte bei einer Wahlrede des Nationalsozialisten Dr. Ley im Jahre 1932 im Grünen Kranz in Zell, gemeinsam mit seinem Freund Max Wolf, den Nazis eine Saalschlacht geliefert. Sein Freund Max Wolf, der die Metzgerei der Eltern weiterführte, nahm sich 1936 aus Verzweiflung das Leben.

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