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Weinhändler
Acht jüdische Weinhändler werden im Jahre 1854 aufgeführt, davon allein fünf in Beilstein. Der bedeutendste und wohlhabendste zu dieser Zeit war der 80jährige Benjamin Simon aus Beilstein. Die Brüder Moses und Samuel Elias aus Beilstein werden 1857 als Weinhändler in der Koblenzer Steuerliste aufgeführt.54 In Zell lebte der Weinhändler Jakob Hirsch, dessen Vater um 1800 von Bullay nach Zell gezogen war.55 Jakob Hirsch unterzeichnete im Jahre 1848 den Kauf der Zeller Synagoge.
In der letzten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde Ruben Bender zum bedeutendsten Weinhändler von Zell und zum Vorsitzenden der Zeller Synagogengemeinde. Sein Sohn Max Bender führte die Tradition fort. Auch seine Schwester Selma heiratete einen Weinhändler, Markus Hirsch aus Cochem-Sehl. Markus und sein Bruder Sigmund hatten die Weinhandlung ihres Vaters, Elias Hirsch, übernommen.
Max Bender, dem letzten Vorsitzenden der Synagogengemeinde Zell, gelang es mit Frau, Tochter, Schwiegersohn und zwei Enkeltöchtern nach Palästina zu emigrieren. Seine beiden Schwestern wurden deportiert und ermordet.

Tagelöhner und Bauern
Schließlich verdienten zwölf Juden im Jahre 1854 als Tagelöhner ihr Brot und drei waren als Bedienstete eingestellt. Bereits erwähnt war, daß es fünf hauptberufliche Landwirte gab.
Die Berufe Metzger, Lebensmittel-, Textil-, Vieh- und Weinhändler wurden bis zum Holocaust von der jüdischen Bevölkerung ausgeübt, als Tagelöhner und Bauer arbeitete dagegen zu Anfang des 20.Jahrhunderts niemand mehr.


Auf dem langen Weg zur Gleichberechtigung

Obwohl das Gesetz des Vereinigten Preußischen Landtags vom 23. Juli 1847 die jüdischen Einwohner formal zu preußischen Bürgern machte, entsprach dies nicht der sozialen Realität. In der Beamtenschaft, unter den Akademikern und den Offizieren des Kaiserreichs war der Antisemitismus so stark verbreitet, daß die Verfassung durch die gesellschaftliche Praxis außer Kraft gesetzt wurde. Trotz Berufsfreiheit war sich jeder Jude bewußt, daß er keine Aussicht hatte, Beamter, Professor, Richter, Offizier oder Lehrer zu werden. Die rechtli

Ruben Bender mit seinen Enkelkindern Martha und Fritz vor seiner Weinhandlung in Zell um 1920.

Ein Wein-Etikett von Ruben Bender.

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