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Viehhändler
In der Statistik von 1854 werden 18 Viehhändler, davon acht in Binningen, aufgeführt.
Die Dominanz, die Juden bis in die Zeit des Nationalsozialismus im Viehhandel innehatten, war bedingt durch den jahrhundertelangen Ausschluß aus Handwerk und Landwirtschaft.
Sie übernahmen auch hier, wie in anderen Produktionsbereichen, die Rolle des Zwischenhändlers. Ihre Mobilität und ihre von Generation zu Generation weitergereichte Erfahrung brachten ihnen entscheidende Vorteile gegenüber der christlichen Konkurrenz. Die jüdischen Händler kauften den Bauern das Schlachtvieh ab und versorgten sie mit Milch- und Zugtieren. So entstanden Geschäftsbeziehungen, die sich bewährten. Da aber manchmal das Vieh als Sicherheitsleistung für Darlehen eine bedeutende Rolle spielte, kam es auch zu Pfändungen, die dazu beitrugen, den Antisemitismus wachzuhalten.
Der jüdische Viehhändler stellte für die Nazi-Propaganda ein besonderes Angriffsziel dar. Die nationalsozialistische Presse meinte, »der Viehhandel, den sie doch bisher als ihre ureigenste Domäne betrachteten, könne sich ganz gut ohne sie abspielen. Der vom Juden aber bisher eingesteckte "Rebbach" wird dem handelnden Bauer bestimmt einen besseren Viehpreis einbringen.« 51
Der Anteil der Juden im Viehhandel war in der Tat so hoch, daß eine völlige Verdrängung der jüdischen Viehhändler diesen Wirtschaftszweig zum Erliegen gebracht hätte. Außerdem erwiesen sich die Geschäftsbeziehungen zwischen Bauern und jüdischen Händlern als sehr beständig. Die Aus-


Im Mittelpunkt steht das Cochemer Original, der Kuhhirte Hannes (gest. 1895). Die beiden Musikanten sind der Viehhändler Isaak Hain (rechts) und der Kaufmann Hermann Mayer aus der Oberbachstraße. Isaak Hain spielte als zehnjähriger Junge im Jahre 1848 als Hornist in der Cochemer Bürgerwehr. Isaak Hain und Hermann Mayer sind zwei Beispiele für die allgemeine Integration der deutschen Juden.
Noch heute heißt es in einem Lied, das am Knipp-Montag 1889 entstand:

»Mayersch Isaak jiht oach bloase,
Met dem Horn dorch alle Stroaße,
Dat sech jeder mischt parat ...«
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