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nährte die Vorurteile, die sich mehr oder weniger latent bis zum Nationalsozialismus in der Bevölkerung hielten.


Berufsstruktur – Von Integration bis zur Vernichtung

Zum ersten Mal sind im 19. Jahrhundert jüdische Landwirte (drei in Binningen, einer in Beilstein, einer in Mörsdorf) aufgeführt. Wie bereits erwähnt, war in den vergangenen Jahrhunderten den Juden der Besitz von Land verboten. Abgesehen von der Landwirtschaft wählten die Juden Berufe, die ihnen traditionell zugänglich waren und übten diese über Generationen ehrenhaft aus. Das Zusammenleben mit ihren nichtjüdischen Nachbarn zerbrach jedoch schlagartig mit der Machtübernahme der Nazis.
Eine umfassende Statistik für das Jahr 185450 zählt 140 berufstätige Juden im heutigen Landkreis Cochem-Zell, zwei ohne Beruf und einen »Musikanten« aus Senheim.

Metzger
Mehr als ein Fünftel der Berufstätigen (30 Personen) übte den Beruf des Metzgers aus. Es wird in der Statistik nicht unterschieden, ob sie ein eigenes Geschäft führten, nebenbei Viehhandel betrieben oder lediglich Hausschlachtungen durchführten.
Moses Sondheimer, 1811 in Zell geboren, wird in einer Steuerliste von 1857 als Fleischer aufgeführt. Von seinen vier Söhnen und zwei Töchtern bleibt nur sein Sohn Adam (1848-1925) in Zell. Auch er arbeitet als Metzger:
Mein Großvater, Adam Sondheimer aus Zell, schlachtete vielleicht einmal die Woche. Meistens teilte er das Vieh mit Gustav Adler, der auch eine kleine Metzgerei betrieb. Die Kuh wurde dann gerecht aufgeteilt, bis auf die Zunge. Gustav Adler behauptete jedesmal, er hätte bereits einen Abnehmer, die Gaststätte »Rotes Haus«(am Brunnen in Zell). Später erfuhr mein Großvater, daß Gustav Adler die Zunge selber gegessen hatte, erzählte Walter Kahn (1910-1996) Bullay-Boca Raton, Florida, USA.
Adam Sondheimer und seine Frau Babette Thorman aus Altenmuhr/Bayern hatten vier Töchter: Therese, Amalie, Natalie und Emma. Letztere eröffnete im Jahre 1913 mit ihrem Mann Julius Kahn eine Metzgerei in Bullay. Der älteste Sohn Hans (1907-1996) führte den traditionellen Beruf auch nach seiner Flucht in die USA fort.

Norbert Voss half der Witwe Emma Kahn in ihrem Metzgereibetrieb. Später emigrierte er mit den Kahns und feierte 1995 seinen 100. Geburtstag in den USA.

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