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nicht gegeben hatte. Das berüchtigste Beispiel war der gelbe Fleck, den Juden tragen mußten.
Darüber hinaus verdrängten die Kreuzritter die Juden aus dem Handel mit dem Nahen Osten. Sie wurden zunehmend genötigt, das verachtenswerte Gewerbe des Geldverleihens, das Christen untersagt war, auszuüben.7
Die Kirche sah in den Juden das verblendete Volk, das sich der göttlichen Gnade widersetzte und mit Unterwerfung und Erniedrigung gestraft werden mußte. Diesen kirchlichen Gedanken prägte das kaiserliche Judenprivileg im Jahre 1236 juristisch aus. Die Juden als »Kammerknechte«8 standen in persönlicher und rechtlicher Abhängigkeit vom Kaiser und waren zu besonderen Leistungen an die kaiserliche Kammer verpflichtet. Außerordentliche Abgaben, Bußen und die spätere Kopfsteuer für Juden wurden zu unentbehrlichen Einnahmequellen. Als besonderes Geschenk »überließ« der Kaiser seinen Fürsten oder Günstlingen Juden.9
So »verschreibt« König Konrad IV. am 1. März 1242 dem Probst Heinrich von Pfalzel für 300 trierische Pfund drei Juden aus Cochem und Kröv. Er darf zu diesem Zweck nötigenfalls ihre Häuser verkaufen und sich, wenn es ihm gut scheint, durch ihre Habe bezahlt machen. Sollte dann noch an dieser Summe fehlen, dann muß die königliche Kasse eintreten. Der Probst ist ein Domherr von Trier. Die Juden sind Helemannus sowie dessen Schwiegersohn Heckelinus von Cochem und Aaron von Kröv.10
Juden wurden aber nicht nur als bewegliches Eigentum betrachtet und entsprechend ausgeplündert, sondern häufig auch als Verursacher aller möglichen Katastrophen brutal verfolgt.


Erste Verfolgungen

Im Jahre 1286 wurde in Bacharach der Mord an einem christlichen Knaben namens Werner den Juden als Ritualmord angelastet. Es kam daraufhin zu schlimmen Pogromen, die von Bacharach-Oberwesel auf das Rhein-Mosel-Gebiet übergriffen. In Münstermaifeld, Bernkastel und Cochem kam es am 8.4. und am 9.5. zu schlimmen Übergriffen gegen die Juden, die mit der Ermordung von 17 Juden endeten.11
Wenige Jahre danach, im Jahre 1298, führte die erneute Anschuldigung wegen Ritualmordes zu weiteren Judenverfolgungen im Moselraum. Diesmal führte der aus Süddeutschland stammende Ritter Reyntfleiss (Rindfleisch)







Eine um 1250 entstandene Darstellung der Synagoge am Westportal der Liebfrauenkirche in Trier. Diese Figur symbolisiert die verlorene Macht der Synagoge. Die Synagoge ist als verblendete Frau dargestellt. Sie verliert ihre früheren Herrschaftssymbole: die Krone fällt vom Kopf, das Zepter ist gebrochen und die umgedrehten Gesetzestafeln entgleiten ihrer Hand.



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