|
den Pöbel an. Durch eine Mißernte und einen Kometen, der die Menschen in Schrecken versetzte, war die Bereitschaft, Schuldige zu suchen und zu verurteilen, gegeben. In der Gesta Trevirorum heißt es, daß sich die Haufen Rindfleischs »in Städten, befestigten Orten und Burgen, von denen sie erfahren hatten, daß dort Juden seien, gewaltsam Zutritt verschafft und an vielen Orten insgesamt mehrere tausende Juden umgebracht hätten.«12 Neuanfänge Zehn Überlebende dieser Verfolgungen fanden mit ihren Familien in Beilstein13 ein Zuhause, als Johann von Braunshorn, Hofmeister Heinrich des VII. im Jahre 1309 das Recht erhielt, sie aufzunehmen. Vermutlich wurde zu dieser Zeit auch eine Synagoge errichtet, die wohl mit dem bis Anfang des 20. Jahrhunderts als Betraum genutzten Gebäude in der Weingasse 13 identisch ist. Auch in anderen Orten des heutigen Kreisgebietes, die damals zum Herrschaftsbereich des Erzbistums Trier zählten, wurden unter Erzbischof Balduin von Luxemburg (1307-1354)14 Juden angesiedelt. Er erlangte von den Königen wichtige Rechte durch finanzielle Hilfestellungen, erweiterte seinen Einflußbereich unter anderem über Kobern und Limburg, und erbaute neue Verkehrswege wie die Moselbrücke in Koblenz. »Erschließung neuer Geldquellen und Centralisierung der ganzen Verwaltung war erforderlich, und hierzu hat Balduin die Juden verwendet.«15 So verwaltet ein Salmann von Cochem als thelonarius (Zolleinnehmer) die dortige Zollstation und leiht, im Jahr 1339, dem Grafen von Virneburg 1000 Brabanter Mark. Im gleichen Jahr sind in Ediger der »Geldverleiher« Lazarus de Lemene und ein nicht benannter Jude aus Kaisersesch bezeugt.16 In Zell sind Isaak Polner und seine Frau Solscheit (1336) und Isaak Pickel (1346) erstmals erwähnt.17 Auf dem Land verliehen die Juden vor allem Geld an den niedrigen Adel, Geistliche und Bauern. Da nur die größeren Geldgeschäfte urkundlich gesichert wurden, bleiben die jüdischen Geldleiher, die kleinere Kredite an die Bevölkerung verliehen, unbekannt. Das Geldgewerbe brachte neben einigem Wohlstand auch viele Anfeindungen ein. Die hohen Zinslasten, von denen |