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Mesenich

Jahr kath. evang. jüdisch Gesamtbev.
1858
1859
1925
396
442
430

1
2

7
2
396
450
434

Synagoge und Friedhof in Beilstein

Ferdinand Pauly schreibt 1988 in seinem »Mesenich a.d. Mosel – Beiträge zur Geschichte eines Ortes«:
Im Jahre 1925 war die Zahl der Juden auf zwei zurückgegangen: Jakob Wolf und seine Tochter Wilhelmine, die mit dem Christen Heinrich Rottler verheiratet war. Sie lebten von ihrem kleinen Dorfladen; Jakob Wolf erhielt 1925 wie andere Leute im Dorf, die im vorgerückten Alter standen und Kleinrentner waren, von der Gemeinde eine Wohlfahrtsunterstützung von monatlich 7,50 Mark. Er starb am 18. Februar 1940 als der älteste Mann des Dorfes im Alter von 90 Jahren. Der Schwiegersohn Heinrich Rottler, von Beruf Kaufmann, starb vier Jahre später am 17. Mai 1944, 58 Jahre alt. Jetzt war Frau Wilhelmine Rottler, 62 Jahre alt, gefährdet, da die Deportation der jüdischen Bevölkerung im Regierungsbezirk Koblenz seit 1942 im Gange war. Hier fanden sich nun Menschen, die diese Frau schützten: der Ortsbürgermeister Eis, der Amtsbürgermeister Döhl in Senheim und der frühere Senheimer Arzt Dr. Skowronski, der von Koblenz evakuiert war: Aber nicht nur diese waren dabei, als es galt, auf irgendeine Weise zu helfen: der eine führte eine Anordnung nicht aus, der andere sah stillschweigend zu und brachte nichts in Erinnerung, der andere stellte, als es bedrohlich wurde, ärztliche Bescheinigungen über die Transportunfähigkeit aus, und die andern gaben zu essen, als Frau Rottler keine Lebensmittelkarten mehr erhielt, und das ganze Dorf schwieg über das, was alle wußten.«
Dieses Beispiel zeigt, daß es trotz des Fanatismus vieler Deutscher und dem beängstigenden Überwachungsapparat des Naziregimes möglich war, verfolgten Juden zu helfen. Wie zum Beispiel unter Bullay und Kaisersesch nachzulesen ist, überwog leider die Zahl derer, die oft weit über das – durch das repressive Nazisystem gefordete Maß hinaus – durch aktive Denunziation an der Vernichtung der Juden mitgearbeitet haben.
Frau Wilhelmine Rottler geb. Wolf starb 1968 im Alter von 86 Jahren. Sie liegt auf dem Jüdischen Friedhof in Koblenz.

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