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Die Situation der Juden wird in einem Moselführer aus dem Jahre 1836 folgendermaßen beschrieben: »Zu Beilstein haust eine zahlreiche wohlhabende Judenschaft, die starken Verkehr mit Wein, Früchten, Vieh, usw. treibt. Sie bringt reges Leben in den Handel der Umgegend und gilt überhaupt als rechtlich und ehrlich. Mit den übrigen Bewohnern lebt dieselbe auf friedlich-verträglichem Fuße, teilnehmend bei Krankheiten und anderem Mißgeschick. Die Weinwirtschaft des Israeliten Lipmann am Markt wird auch von Christen häufig besucht; bei anständigem Lokal ist die Bedienung höflich und billig.«7
In Beilstein lebten im Jahre 1840 bei einer Gesamteinwohnerzahl von 299 insgesamt 79 Juden; damit hatte der kleine Ort den höchsten jüdischen Bevölkerungsanteil der Regierungsbezirke Koblenz und Trier.8 In einem amtlichen Verzeichnis aus dem Jahr 1857 sind aus Beilstein 14 steuerpflichtige Juden aufgeführt: Benjamin Simon, Weinhändler, 80 Jahre alt; Moses Hirsch, Weinhändler, 65 Jahre alt; Samuel Lipmann, Wirt, 67 Jahre alt; Simon Simon, Krämer, 39 Jahre alt; Moses Elias, Weinhändler, 60 Jahre alt; Samuel Elias, Trödler, 74 Jahre alt; Isaak Marx, Händler, 44 Jahre alt; Jacob Koppel, Trödler, 46 Jahre alt; Jacob Simon, Weinhändler, 48 Jahre alt; Salomon Koppel, Händler, 54 Jahre alt; Daniel Hirsch, Händler, 64 Jahre alt; Jacob Levi, Trödler, 28 Jahre alt und Salomon Marx, Trödler, 64 Jahre alt. Das höchste Steueraufkommen wies der 80jährige Weinhändler Benjamin Simon auf. Die letzten jüdischen Familien Anfang des 20. Jahrhunderts verließen die meisten jüdischen Familien Beilstein. Die Söhne von Elias Hirsch zogen nach Cochem-Sehl und errichteten dort eine Weinhandlung. Andere, z.B. die Familie Elias, zogen nach Trier, Koblenz oder weiter fort. Während des I. Weltkrieges lebten nur noch zwei jüdische Familien im Ort. Sie mußten die Synagoge verkaufen und besuchten an den hohen Feiertagen die Synagoge in Bruttig. Der Schriftsteller Binding, der in den 30er Jahren die Mosel bereiste, schreibt in seiner Novelle »Moselfahrt aus Liebeskummer«: »Beilstein, drüben. Halt! Ein Judendorf.« ... Die Fähre kommt herüber ... Drüben ist ein Dörfchen mit den engsten Gäßchen, deren natürliches Pflaster die Schieferstufen des Gebirges sind. Kaum zweihundert Seelen hausen seit Jahrhunderten in dem starren, unbeweglichen Kern von schiefergeschichteten Gemäuer ... Ein Judenmädchen |
Der Weingartenbesitzer Sigmund Lipmann. |