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Geleitwort Wer Heimatgeschichte liebt, wird dieses Buch schätzen. Es erzählt uns vom Leben ehemaliger Nachbarn, den Juden im Landkreis Cochem-Zell. Es berichtet von ihren täglichen Mühen und ihren Freuden. Es gibt einen Einblick in ihr religiöses Leben mit seinen ethischen Lehren, Geboten, Bräuchen und Lebensformen. In Auszügen aus ihren Berichten und Briefen kommen sowohl sie wie ihre Schmäher zu Wort. Es enthüllt den grundlosen Haß ihrer Verleumder und die Verblendung ihrer Nachbarn. Der Leser erfährt die Namen der jüdischen Familien in den verschiedenen Orten, deren einzelne Schicksale und die Inschriften auf den Grabsteinen ihrer Verstorbenen. In Bericht und vielen Lichtbildern stellen sich diese einstigen jüdischen Nachbarn mit Kindern und Familien vor, öffnen ihre Wohnstätten, ihre Religionsschulen, ihre Gotteshäuser und führen uns zu den ewigen Ruhestätten ihrer Verstorbenen. Aber dieses Buch ist kein totes, langweiliges Werk für Geschichtsforscher und Soziologen. Diese Menschen treten ins volle Leben. Das ist das Verdienst der Verfasserin, Frau Angelika Schleindl, welche bedeutendes Wissen mit tiefem Einfühlungsvermögen verbindet. Drei Bilder können uns den Weg weisen: das erste bezeugt das Wesen der Juden, das zweite den Weg, welchen sie zu gehen strebten, das dritte den Weg, den sie gehen mußten. Im ersten spricht ein Grabstein: »Gedalja, Sohn des Elieser Liebmann ... (war) Sohn einer Familie, die verbunden war in Liebe zu ihrem Land und ihren Nachbarn hier am Ort seit hunderten von Jahren die Gottesgebote waren ihr Körper, Seine Lehre die Leuchte ihres Lebens.« (S. 54) Im zweiten schaut uns ein Jude in die Augen: Julius Kahn in Uniform mit dem Band des Eisernen Kreuzes auf der Brust. Er starb an den Folgen seiner Verwundungen im Ersten Weltkrieg (S. 32). Im dritten lächelt uns ein kleines Mädchen fröhlich an. Senta Goetzoff wurde im Alter von zwölf Jahren zusammen mit ihrer Mutter von den Nazis im Vernichtungslager ermordet (S. 110). |