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In wenigen Fällen wurden sie in der Nacht von Nachbarn heimlich mit Lebensmitteln versorgt.
Am 30. April 1942 mußten sich die Bewohner um 10 Uhr morgens zwecks »Ausrottung« an der Molkerei einfinden.72
Sie durften nur Handgepäck mitnehmen und trugen oft mehrere Mäntel übereinander. Auf dem Cochemer Bahnhof stießen Juden aus Cochem und Umgebung zu diesem Transport.73 Sie wurden wie Vieh in Güterwaggons verladen und nach Koblenz-Lützel gebracht.
Moritz Schmitz, der am I. Weltkrieg teilgenommen hatte, kam nach Theresienstadt. Bernhard und Frieda Siegler wurden in Minsk ermordet.
Darüberhinaus ist nicht bekannt, in welches KZ bzw. Vernichtungslager die Opfer aus Kaisersesch kamen. Die beiden Gedenkbände des Bundesarchivs geben nur an: »verschollen« oder »verschollen in Polen«. Wenn weder Todesort noch -tag bekannt sind, bedeutet das in der Regel, daß die Juden gleich nach ihrer Ankunft im Osten ermordet wurden.
Im September 1941 wurden erstmals Menschen mit "Zyklon B" vergast. Seit dieser Zeit mußten alle Juden, die über sechs Jahre alt waren, den Judenstern tragen. Die Kennzeichnung bereitete die Massendeportationen nach Auschwitz, Birkenau, Belzec, Chelmo, Sobibor, Majdanek und Treblinka vor. Im September 1942 wurden die letzten Judenhäuser in Cochem und Zell aufgelöst. Die Einwohner mußten mit dem Zug nach Koblenz fahren und wurden von dort entweder direkt nach Auschwitz oder nach Theresienstadt deportiert. Theresienstadt, das Vorzeigeghetto, war für Juden aus dem Altreich, die über 65 Jahren alt waren, Frontsoldaten, Prominente und jüdische Funktionäre bestimmt. Während viele dort verhungerten, wurden die Überlebenden häufig in Vernichtungslager weiterdeportiert. Zu den wenigen Juden, die Theresienstadt überlebt haben, zählt die Familie Hein. Ludwig Hein war im I. Weltkrieg als Frontkämpfer ausgezeichnet worden, daher konnte er mit seiner Frau und der damals 14jährigen Tochter Inge nach Theresienstadt. Seine Tochter Ruth war mit dem letzten Schiff 1939 nach Palästina geflüchtet. Sie hätte, als inzwischen über 16jährige, nicht mit der Familie nach Theresienstadt kommen dürfen, sondern wäre sofort nach Auschwitz deportiert worden.

Im Jahre 1933 lebten im Landkreis Cochem-Zell 413 Juden, 207 von ihnen wurden deportiert. Eines der ältesten Opfer

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