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war der 81jährige Raphael Kahn aus Kennfus, der in Theresienstadt umkam. Seine zwei Söhne und drei Töchter sind im Osten verschollen. Das jüngste Opfer ist die sechs Monate alte Judis Bachmann aus Büchel, die mit ihrem Bruder, Eltern und Großeltern dem Naziterror zum Opfer fiel.

Von den 1941 noch in Deutschland lebenden 130.000 Juden wurden 90% ermordet. Daß dies lediglich 2% der Gesamtopfer umfaßt, macht das ganze Ausmaß der Katastrophe deutlich. Besonders die osteuropäischen Juden in Polen, UdSSR, Rumänien, Tschechoslowakei, Ungarn und Litauen, die nie die Möglichkeit zur Emigration ins Ausland hatten, wurden Opfer des Holocaust. Noch während der letzten Kriegsmonate unternahmen die Nazis alle Anstrengungen, um auch noch von den entlegensten griechischen Inseln und aus dem kleinsten polnischen oder französischen Dorf, Juden in die Vernichtungslager zu deportieren.
In der unvorstellbaren Zahl von 6.000.000 ermordeten Juden – in den Statistiken werden die Zahlenangaben oft auf das nächste Hunderttausend gerundet – verbergen sich ebensoviele Einzelschicksale. Die jüdischen Bürger des Landkreises Cochem-Zell waren Menschen mit allen Vorzügen und Fehlern, mit Wünschen und Hoffnungen, Väter, Mütter und Kinder, Nachbarn, Kollegen und Freunde. Von ihnen wurden über 200 in einem mörderischen administrativen Prozeß, der auf Initiative unzähliger Entscheidungsträger und Gesinnungstäter innerhalb eines ausgedehnten bürokratischen Apparates zustande kam, vernichtet.

Trude Adler, geb. am 30.9.1901 in Zell, arbeitete bis 1938 als Verkäuferin in Köln. Wie ihre Schwestern Else und Bianca und ihr Bruder Kurt versuchte sie aus Deutschland herauszukommen. Sie schickte verzweifelte Briefe an ihre Schwester Rosa in die USA. Trude Adler, verheiratete Levy, starb am 19.4.1942 in Theresienstadt. Ihre Schwester Bianca und ihr Bruder Kurt wurden nach Riga deportiert. Else Adler wurde am 5.6.1942 in Lodz ermordet.

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