Start    Einleitung    Geschichte    Gemeinden    Begegnungswoche 1995    Anmerkungen    Verlag
Organisationen unterstützten gemeinsam bis einschließlich 1939 fast 104.000 Auswanderungen, und berieten noch wesentlich mehr Auswanderungswillige.
England lockerte als einziges Land die Einreisebestimmungen für Juden und nahm achttausend jüdische Kinder auf. In den USA beispielsweise war durch die Massenflucht nach dem Pogrom die zulässige Einwanderungsquote längst erreicht, und selbst mit einem Affidavit (Bürgschaft) war es fast unmöglich, dorthin zu kommen.
Nach 1939 gelang es den Organisationen nur noch selten, den Auswanderungswilligen zu helfen. Ein Beispiel dafür sind die vergeblichen Bemühungen des Hilfsvereins in Köln um die Ausreise von Else Adler (Zell) in die USA.


Deportationshäuser

Auf Anordnung von Reichsmarschall Göring mußten ab Dezember 1938 Juden in bestimmten Gebäuden konzentriert werden. In Kaisersesch wurde dazu das Haus des Viehhändlers Moritz Siegler in der Hambucher Straße bestimmt.

Zu den 17 Personen, die im Haus von Moritz Siegler lebten, wurden zusätzlich die Familie Wolff (6 Personen) und Herbert Löwenstein aus Hambuch und die Familie David (Mutter und Tochter)aus Düngenheim in das Deportationshaus eingewiesen.
Später sollen auch noch die Juden aus Binningen (ca. 20 Personen) dazu gekommen sein.
Zur weiteren Diskriminierung und Kennzeichnung mußten Männer den Vornamen »Israel« und Frauen den Namen »Sarah« führen und ein »J« in die Pässe einstempeln lassen. Die Kinder durften nicht mehr zur Schule gehen.
Die Bewohner der Judenhäuser wurden zu verschiedenen Zwangsarbeiten verpflichtet, mußten ab September 1941 den gelben Judenstern tragen und durften ihren Wohnort nicht mehr verlassen.

Insgesamt lebten zuletzt ungefähr 40 Personen im Haus Moritz Sieglers. Eine Wache kontrollierte, daß das Gebäude nur mit Genehmigung der örtlichen SA-Gruppe verlassen wurde, und untersuchte in das Haus zurückkehrende Bewohner nach unerlaubten Gegenständen.

Else Adler aus Zell versuchte mit Unterstützung des Hilfsvereins in die USA zu emigrieren. Ihre Flucht gelang jedoch nicht.Stattdessen wurde sie von Köln nach Lodz deportiert, wo sie am 5. Juni 1942 umkam.

»... erkenne den wahren Feind!«: Antisemitisches Flugblatt aus den ersten Kriegsjahren, in dem suggeriert wird, daß die Deutschen einen Verteidigungskrieg gegen das »Weltjudentum« führen.

42    Seite 43      44