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nach Lodz (Litzmannstadt) deportiert und ist dort umgekommen.
Ihre Tochter Else Geisel, verheiratete Berg, lebt in den USA und ist im Jahre 1994 die einzige noch lebende jüdische Zeitzeugin aus Pünderich. Auf die Anfrage, ihr Leben in Pünderich zu beschreiben, antwortet sie im August 1994:




Else Geisel (1. Reihe 3.v.r.) schrieb im August 1994: »Das Traurigste war,
daß unsere Mutter nicht mitgehen konnte und zurückblieb. Sie fand ein
schreckliches Ende in einem Lager.«


Meine Eltern hatten eine gutgehende Metzgerei bis der Boykott (am 1. April 1933, Anmerkung d. A.) anfing. Aber trotzdem kamen die meisten noch in unseren Laden. Dann kam die Zuteilung von Vieh. Das war natürlich das Ende für unser Geschäft. Unsere Nachbarn – Karl Dahm, Alois Dahm, Karl Mergler und Familie Buhsen – haben uns immer zur Seite gestanden. Sie waren noch in schriftlicher Verbindung mit meiner Mutter, nachdem sie im Juli 1939 nach Köln gezogen war. Natürlich hatten wir auch viele S.A. und Hitler-Jugend, die gerne in der Kristallnacht geplündert hätten. Darunter waren welche, die von meiner Mutter mit Essen und Kleidung unterstützt worden waren, als sie noch Kinder waren.
Im Dezember 1936 ging ich in einen Haushalt nach Köln und zwar Synagoge Roonstraße. Mein Bruder Ernst starb im Februar 1938 in Bonn nach einer kurzen Krankheit. Meine Schwester Käthe und Familie wanderten im April 1938 nach USA. aus. Am 10. November 1938 wurde mein Bruder Fritz morgens um 6 Uhr verhaftet und später nach Dachau gebracht, wo er sechs Wochen blieb.
Im Februar 1939 habe ich in Holland geheiratet (mein Mann war sechs Monate interniert). Wir gingen nach Köln zurück und wanderten mit der Familie meines Mannes im Juni 1939 nach Kenia (Ostafrika) aus. Mein Bruder Fritz ging im August 1939 nach England durch die Hilfe der Familie meines Schwagers.

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