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Straße unterhalten hatte. »Ernst, ich muß mich in acht nehmen. Ich darf mit keinem Juden mehr reden«, so erklärte P.G. seinen Rückzug aus der Freundschaft.5 Nach dem Krieg erhieltm Ernst Kahn von seinem ehemaligen Fußballkameraden H. H., mit dem er damals zusammen in der Jugendmannschaft gespielt hatte, einen Brief mit der Bitte, einen Fußball oder Fußballschuhe für den wiederauflebenden Verein zu spenden.
Wie »salonfähig« Judenhaß »als gesundes Volksempfinden« geworden war, schildert ein alter Bullayer Handwerksmeister: »Ich kam mit dem Motorrad von Zell, als mir etwa bei der ehemaligen Kfz.-Werkstatt Böth ein Leichenzug entgegen-kam. Man brachte einen Verstorbenen aus Alf zum jüdischen Friedhof nach Bullay. Ich stieg vom Motorrad ab und zog meine Mütze, so wie ich das bei einer christlichen Beerdigung auch getan hätte. Die Geste der Pietät wurde sofort dem Ortsgruppenleiter zugetragen, der mich daraufhin verwarnte.« Die Ächtung der Juden, so hatte es der Bullayer Gemeinderat beschlossen, war »vornehmste Pflicht«.6 (vgl. S. 39)
Für die Juden wurde der Alltag zunehmend schwieriger. Während des landesweiten Geschäftsboykotts standen auch in Bullay SA-Posten vor den Metzgereien Harf und Kahn und registrierten, wer dort einkaufte. »Kauf nie bei Juden!« »Wer beim Juden kauft stiehlt Volksvermögen!« so und ähnlich lauteten die überall verbreiteten Parolen. Der Boykott sollte die Juden wirtschaftlich ruinieren und so zur Auswanderung zwingen. |