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Margate in Florida ehrte ihn mit einem »Honary Mayor of Margate«. An seinem 101. Geburtstag mußte er seinen alten Weggefährten Hans Kahn in Boca Raton, Florida (USA) beerdigen.
Hans Kahn war zusammen mit Arthur Harf um die Jahreswende 1935/1936 nach Brasilien emigriert. Seine Verlobte Grete Silberberg folgte ihm nach Brasilien, und sie heirateten am 31. Dezember 1936. Im Sommer 1936 war es Walter Kahn gelungen, Aufnahme in den USA zu finden. Ein Jahr später konnte er seine Mutter und seinen Bruder Ernst in Sicherheit bringen. 1938 hatte es dann auch Norbert Voss geschafft, nach New York zu entkommen, und als auch noch Hans und Grete Kahn von Sao Paulo nach New York übersiedelten, hatten alle wieder zusammengefunden, was den schwierigen Start im fremden Land erleichterte.
Der Neuanfang gelang. Hans brachte es schließlich wieder zu einer Metzgerei und Walter und Ernst zu eigenen Textilgeschäften. »Die ersten Jahre hier waren sehr mühsam, und viele Schwierigkeiten mußten überwunden werden, um sich durchzusetzen. Doch mit Ausdauer und schwerer Arbeit haben wir unsere Existenz aufgebaut und sind in der Lage, unsere alten Tage hier in Florida zu verbringen«, schreibt Ernst Kahn.3 Und immer wieder heißt es in den Briefen der Brüder Kahn: » ... aber die USA waren sehr gut zu uns«.
Ernst Kahn war ein Jahr vor seiner Auswanderung, am 29.4.1936, vom Wehrkommando Koblenz II als tauglich gemustert worden und mit Wehrnummer 13/62/5 als Dienstpflichtiger in die Ersatz-Reserve II eingeteilt worden. Anziehen mußte er die Soldatenuniform mit Kriegseintritt der USA, für die er in England, Afrika und Italien bis zum Kriegsende im Einsatz war. Auf dieser Seite der Front überlebte Ernst, im Gegensatz zu der in Deutschland verbliebenen Verwandtschaft. Die Namen von 23 Verwandten ließen Kahns in die Gedenktafeln des Holocaust Memorial in Miami eingravieren, darunter auch den der 92jährigen Großmutter Julie Kahn. Sechs ihrer Söhne hatten im ersten Weltkrieg »Mit Gott und fürs Vaterland« gekämpft. Sohn Julius verlor dabei sein Leben. Der Dank des Vaterlandes war vergessen, als man seine Mutter ins KZ Theresienstadt verschleppte.
In den 70er Jahren zogen die Brüder Kahn mit ihren Ehefrauen nach Florida, um dort ihren Lebensabend zu verbringen, nachdem ihre Mutter Emma Kahn 1970 in New York verstorben war. Heute leben dort noch Ernst und Thea Kahn

Am 20.3.1995 feierte Norbert Voss im Kreise seiner Verwandten und Freunde in Margate, USA seinen 100. Geburtstag.

Ernst Kahn war im Jahr vor seiner Auswanderung, am 29.4.1936, vom Wehrkommando Koblenz II als tauglich gemustert worden.

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