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streng koscherer Haushalt hat getrenntes Geschirr für Fleisch und Milch.
»Das Geschirr für die Milch war mit einem weißen Strich, das für das Fleisch mit einem grünen Strich gekennzeichnet. Joseph Aron achtete sehr darauf, daß ich auch beim Abspülen keine Fehler machte«, erzählt Anna Löwen.
Auch die Metzgerei der Arons war koscher, d.h. es wurden keine Schweine geschlachtet bzw. geschächtet. Beim Schächten wird den Tieren die Halsschlagader durchtrennt und sie müssen ausbluten, bevor sie verzehrt werden können.
An allen katholischen Feiertagen verschenkte die Familie Aron Fleisch und Butter an die ärmeren Leute in Bremm.
»Als Joseph Aron 1925 starb, kam der Rabbiner aus Cochem. Er fragte mich, wie er gewesen war. Ich konnte ihm nur Gutes sagen. Nie hatte er Streit mit seiner Frau gehabt«, berichtete Frau Löwen.
Während früher die Bremmer Juden ihre Angehörigen in Beilstein beerdigen ließen, wurde Joseph Aron in Bullay zu Grabe getragen.

Bereits beim Boykott der jüdischen Geschäfte am 1. April 1933 kam es zu Übergriffen auf das Haus der Familie Aron. »Den Leuten, die die Bremmer so gut behandelt haben, denen wollt ihr das Haus zerstören?«, schimpfte damals Anna Löwen. Doch bald traute sie sich selbst nicht mehr zu ihrer Arbeitsstelle.«Bei uns zu Hause wurde alles durchsucht. Alles auf den Kopf gestellt. Meine Mutter und ich hatten solche Angst, daß wir alle Fotos und Erinnerungen an die Familie Aron verbrannten.«
Im Mai 1937 wanderte Julius Aron mit Frau und Tochter in die USA aus. Seine Stiefmutter Susanna flüchtete 1938 zu ihren Verwandten nach Saffig. Vermutlich ist sie dort verstorben.
Was mit Eduard Aron geschah, läßt sich nicht feststellen.

Samuel Aron und seine Frau Johanna Aron geb. Frenkel wurden 1943 von Eller nach Polen deportiert und ermordet. Ihrer Tochter Edith gelang 1937 die Flucht in die USA.
Daniel Aron, ein Bruder von Joseph Aron, wohnhaft in Köln, Bachemerstraße 48, wurde im hohen Alter zunächst in das Lager Maulbach und dann nach Theresienstadt deportiert und ermordet.

Die Familie Schweich
Außer den Arons lebte die Familie Leopold Schweich in Bremm. Sie hatte einen kleinen Kaufladen in der Kirchstraße 166. Nach dem frühen Tod ihres Gatten führte Bertha

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