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Nach dem Tod von Salomon Marx am 15.8 1941 in Köln, versucht die Witwe mit dem Sohn Siegfried Erich *20.7.1926, zu ihren Töchtern zu fliehen. Dies mißlingt und die Mutter mit ihrem 15jährigen Sohn werden im April 1942 von Binningen deportiert, beide sind in Polen verschollen.
Mit ihnen wurde Amalie Marx *10.10.1866, die ledige Schwester von Salomon Marx, im April 1942 deportiert.

Im September 1995 bekam Frau Katharina Wolter einen Brief von Erna Marx aus Israel. Diese hatte bei ihrem Deutschlandbesuch »Die Knopfbüchse« geschenkt bekommen und schrieb nach der Lektüre sofort an Frau Wolter:
»Seitdem habe ich keine Ruhe. Ich mußte Dir schreiben. Alle Bilder aus meiner Kindheit tauchten wieder auf. Ich möchte wissen, wo meine liebe Mutter, Jetta Marx geb. Wolf (Sie war die Schwester von Onkel Sally, der Bäcker) hingekommen ist – wann mein Brüderchen Erich von Binningen wegkam, und wohin.
Nach dem Krieg, 1945, erschienen in den Zeitungen Listen von denen, die in den Lagern überlebten. Immer hoffte ich noch, Namen von Lieben zu finden. Bettina, Tochter von meiner Tante Jenni aus Bausendorf überlebte Auschwitz. Sie lebt heute in Washington, USA, mit ihrem Mann und zwei Töchtern und fünf Enkelkinder. Onkel Moses aus Brohl war ein Bruder meines Vaters Salomon Marx, Tante Malchen seine Schwester.«
Bevor Frau Wolter ihr die Unterlagen zuschickte, aus denen hervorgeht, in welchen Konzentrationslagern die Mutter, der Bruder und die anderen Verwandten von Frau Marx umgebracht wurden, schickte sie noch einen Brief, um sie auf diese furchtbaren Nachrichten vorzubereiten.
Frau Marx antwortete im Januar 1996 und berichtete Frau Wolter über ihre Erinnerungen an die Familie:
Seit 1928 war ich auf der Hildaschule in Koblenz. Nicht jedes Wochenende kam ich nach Hause. Ich war in einem neutralen jüdischen Jugendbund organisiert. Als ich Ende 1931 nach Berlin fuhr, arbeitete ich teilweise im Geschäft meines Onkels Hermann, Bruder von Mama. Außerdem ging ich zur Berufsschule: Buchführung, Debattenschrift, Kurzschrift, englische und französische Korrespondenz. An den Abenden traf ich mit anderen jüdischen Jugendlichen zusammen. Diese waren schon zionistisch. Anfang 1933 schrieb ich mich im »Palästinabüro« für »Hachscherah« ein, d.h. Vorbereitung auf Palästina ... Beim Abschied am Bahnhof weinte Mama sehr: »Ich werde Dich nicht wiedersehn. Würdest Du nach Amerika fahren, wäre das etwas anderes. Aber nach Palästina in den Kibbuz? Was sollen wir da machen?«

Alice Marx *1917 emigrierte nach England.

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