erinnert eine Tafel lediglich an die Zeller Juden, die im Ersten Weltkrieg gefallen sind für die Geschichte danach gibt es keine Hinweise.
Die ruft nun Dr. Fritz Bender den Versammelten ins Gedächtnis zurück. Er erinnert an die einzelnen jüdischen Familien, die in Zell, Merl, Bullay, Alf, Bad Bertrich und Pünderich als jüdische Nachbarn lebten und verfolgt, gequält, vertrieben und ermordet wurden: Das erste Opfer war der Metzger Max Wolf aus Zell, der sich 1936 das Leben nahm, weil ihm die Nazis so zusetzten. Als letzte wurden 1942 die Kriegerwitwe Luise Frank und ihre Schwester Jenny Bermann von ihrem Elternhaus am Schwarze Katz’ Brunnen deportiert und im Osten ermordet.
Fast fünfzig Opfer des Holocaust zählt Dr. Bender auf, auch Paula Kaufmann aus Bad Bertrich, deren Tochter Erna Dorn sich unter den Gästen befindet.
Nach der eindringlichen und bewegenden Gedenkrede enthüllen zwei Schüler der Zeller Realschule eine von ihrer Schulklasse angefertigte Holztafel mit den Namen der Holocaustopfer der Synagogengemeinde Zell.
Als wir aus der Synagoge kommen, fragt mich Martha Sänger: »Wie kommt denn diese Nazissin dazu, an der Veranstaltung teilzunehmen?« Ich weiß zuerst nicht, wen sie meint. Frau Sänger deutet auf eine Frau und erklärt mir, diese hätte früher den BDM (Bund Deutscher Mädel) in Zell angeführt und sich gegenüber ihrer Familie feindselig verhalten. In der Synagoge sei die gleiche Frau jetzt dreist auf sie zugegangen und habe gemeint: »Martha, kennst Du mich denn nicht mehr? Wir waren doch Nachbarn.« Frau Sänger versuchte, der Frau aus dem Weg zu gehen. Als aber die andere nicht locker ließ und die Gedenkveranstaltung störte, habe sie ihr geantwortet: «Wie manche Leute damals mit uns umgegangen sind, daran erinnere ich mich sehr gut.«
Eine erfreulichere Begegnung erlebt Gerda Gardner, als sie am nächsten Tag ihr Heimatdorf Alf besucht. Seit ihrer Flucht vor 56 Jahren ist sie zum ersten Mal wieder in Deutschland. Auf dem Weg zu ihrem Elternhaus wird sie von einem älteren Paar begrüßt: »Das schwarze Gerdachen ist da«; so als sei sie nur kurz verreist gewesen. Im Nu sind sie in ein intensives Gespräch verwickelt, zu dem Bürgermeister Franzen und seine Frau hinzukommen. Sie laden zum Kaffeekränzchen ein, und andere Nachbarn, die Gerda von früher kennen, schenken ihr alte Fotos vom gemeinsamen Schulbesuch,