Die Gäste der Begegnungswoche: (von rechts nach links) Ruth Jordner (Israel),
Gerda Gardner (USA), Martha Sänger (Israel), Dr. Fritz Bender (Kanada), Thea Ernst und Walter Kahn (USA).
Walter Kahn lebt, wie seine Brüder Ernst und Hans, seit der Vertreibung in den USA. Er hält den Kontakt mit anderen Exilanten aufrecht und archiviert die Adressen der Moselaner, Wittlicher und Eifeler Juden, die, wie er, vor den Nazis fliehen mußten. Vor Jahren hat er dem »Arbeitskreis Jüdische Gemeinde Wittlich« geholfen, die Kontakte zu den jüdischen Wittlichern aufzunehmen. Jetzt hilft er dem Landkreis Cochem-Zell, die Spuren der Vergangenheit aufzuzeichnen und mit Leben zu füllen.
Die jüdischen Nachbarn mußten vor 60 Jahren Schule und Arbeitsplatz aufgeben, wurden gedemütigt, von ihrem Besitz gejagt und flohen in eine ungewisse Zukunft, in ein Land, dessen Sprache sie noch nicht beherrschten, das mit einer Wirtschaftskrise zu kämpfen hatte und Neuankömmlingen eher ablehnend gegenüberstand. Obgleich sie in Deutschland als »Juden« verfolgt wurden, galten sie im Ausland als »Deutsche«. Wer von ihnen die Küsten Englands und der USA erst nach deren Eintritt in den Zweiten Weltkrieg erreichte, kam als Deutscher in ein Internierungslager. Am schlimmsten empfanden die Exilanten, daß nicht alle Familienangehörige und Freunde aus Deutschland fliehen konnten: »Besonders häufig denke ich an meine Großmutter, die Mutter meines Vaters. Sie ver-
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