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Als 1348/49 die Pest durch Europa zog und etwa ein Drittel der gesamten europäischen Bevölkerung hinraffte, konnte keiner die schlimme Krankheit erklären. Allein in Trier starben 13 000 Menschen an der Seuche.19 Die Plage wurde den Juden zur Last gelegt, die angeblich die Brunnen vergiftet und dadurch den Schwarzen Tod im Land verbreitet hätten. Die Angst vor dieser unbekannten tödlichen Krankheit, christlicher Fanatismus und wirtschaftliche Bedrängnis führten zu den schrecklichsten Verfolgungen. In 350 Städten kam es zu Massakern, in 210 davon wurde jeder einzelne Jude ermordet.20
Manche sagten, daß diese Pestilenz durch eine Vergiftung der Luft und des Wassers verursacht sei, da zu jener Zeit weder Hunger noch Mangel an Nahrungsvorräten herrschten, sondern im Gegenteil eine große Fülle. Diese Theorie von einer Vergiftung des Wassers und der Luft als Ursache der Seuche bewirkte, daß die Juden plötzlich und aufs heftigste beschuldigt wurden, Brunnen vergiftet und die Luft verdorben zu haben. Auf diese Nachricht hin erhob sich die Welt grausam gegen sie. In Deutschland und anderen Teilen der Welt, wo Juden lebten, wurden sie von Christen niedergemetzelt und hingeschlachtet, und viele Tausend wurden überall und ohne Unterschied verbrannt.21

Das Nürnberger Memorbuch22 zählt in den Jahren 1348 bis 1350 Müden, Karden, Cochem und Zell als Orte der Judenverfolgung auf. Die Germanica Judaica nennt darüber hinaus auch Beilstein und Eller.23
Erzbischof Balduin von Luxemburg »erbte« das Vermögen der ermordeten Juden und übertrug es seinerseits an Herren, die er sich damit dienstbar machte.24 An Rorich, Walpode von



»Das große Judenschwein« war im Mittelalter eine häufige Form der Verhöhnung von Juden. Die Darstellung aus dem 15. Jhd. zeigt an ihren Hüten erkennbare Juden, die an einer Sau, also an einem nicht koscheren Tier, saugen. Die beiden in orientalischer Tracht ge- kleideten Juden erinnern mit Schriftbändern an das Verbot: »des sölln wir niht vergessen, swinen fleisch söllen wir nit essen.«
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