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Bereits im Juli 1941 war in Minsk ein Ghetto für 80.000 russische Juden eingerichtet worden, und im November des gleichen Jahres wurden etwa 20.000 von der Sicherheitspolizei und dem Sicherheitsdienst in vorbereiteten Massengräbern außerhalb der Stadt erschossen. Unmittelbar danach trafen Transporte mit Juden aus dem »Reich«, Prag und Wien ein.
Die deutschen Juden wurden in einem eigenen Ghetto, unter katastrophalen Lebensbedingungen völlig isoliert. Andere Transporte gingen nach Maly Trostinec, etwa 17 km entfernt von Minsk. Dort wurden die meisten Ankömmlinge sofort in Gaswagen ermordet.


Das Gegenteil von Gleichgültigkeit ist Erinnerung

Nach Kriegsende im Frühjahr 1946 wurde der jüdische Friedhof in Bullay ein weiteres Mal verwüstet. Wieder waren es »Unbekannte« und wie in der »Reichskristallnacht« blieben sie angeblich unbekannt.
Wenn im Ort in der Nachkriegszeit über die Nazizeit mit tiefer Bewegung geredet wurde, dann waren das, nach meinen Erinnerungen, meistens Männergeschichten von der Front.
Ich habe einen ehemaligen Nationalsozialisten in Erinnerung, der, wie Zeitzeugen übereinstimmend berichteten, während des Krieges nach Feindsendern schnüffelnd im Dunkeln um die Häuser schlich, und für den auch nach dem Krieg die



Walter Kahn (2.v.l.) kam nach 1945 noch häufig nach Bullay zu Besuch. Anfang der 1980er Jahre traf er seine alten Freunde.

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