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Am 14. April 1936 war im Koblenzer Nationalblatt zu lesen:
In Schutzhaft genommen
Kochem
Bei der Vorbeifahrt eines mit Hitlerjugend besetzten Lastautos äußerte sich der jüdische Viehhändler und Metzger August Simon aus Bruttig, Herrenstraße 156, in abfälliger Weise über die Staatsjugend, die den Namen des Führers trägt. Er wurde daraufhin in Schutzhaft genommen.
Nach seiner Freilassung kehrte er nach Bruttig zurück. Kurze Zeit später wurde seine Tochter Irma in Hadamar Opfer der Euthanasie. Anfang 1942 bekam das Ehepaar Simon den »Evakuierungsbescheid« und wurde in Majdanek ermordet.
Vier ihrer Kinder überlebten den Holocaust; Herta und Sally durch Flucht nach Palästina. Rudolf, von Beruf Metzger, überstand die NS-Zeit in Straßburg. Dorthin kam sein Bruder Helmut, nachdem er das Vernichtungslager Auschwitz überlebt hatte.
Ihr Bruder, Ludwig Simon, ist in Auschwitz ermordet worden.

Familie Theodor Simon
Kirchstraße 169

Theodor Simon, der älteste Sohn von Abraham und Eva Simon geb. Hartmann aus Mayen, war, wie sein Vater, Viehhändler und Metzger. Für seine Tapferkeit im I. Weltkrieg erhielt er das EK I (Eiserne Kreuz). Sein Bruder Eugen lebte in Saarbrücken und sein Bruder Ernst in Bruttig.
Nach dem Krieg heiratete er Valentine Lion aus Lothringen und sie bekamen drei Kinder. Im Sommer 1939 schickte das Ehepaar Simon ihre Söhne Robert, geb. 1928,6 und Alfred, geb.1926, zum Großvater nach Lothringen. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Frankreich konnten sie auch dort nicht mehr leben. Ihre Schwester Martha, geb. 1921, wurde als »Deutsche« interniert, kam aber durch die Hilfe eines französischen Beamten frei. 1941 flüchteten Robert und Alfred Simon aus dem von der Vichy-Regierung verwalteten Teil Frankreichs in den Süden des Landes. Hier organisierte der spätere Bischof von Lourdes verschiedene Verstecke für sie. Sie überlebten den Holocaust und besuchten nach Ende des II. Weltkrieges immer wieder ihren Heimatort. Anläßlich eines solchen Besuches regte Robert Simon, dessen Eltern im Jahre 1942 von Bruttig verschleppt und in Majda

Theodor Simon erhielt für seine Tapferkeit das Eiserne Kreuz. Dies schützte ihn jedoch nicht vor dem Holocaust.

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