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- Der Grabstein wird am Jahrestag, das heißt ein Jahr nach dem Begräbnis, aufgerichtet.2 Danach bleibt das Grab der Natur überlassen: auf Blumen, Kerzen und anderen Schmuck wird verzichtet.
- Das Totengebet (Kaddisch) wird von den nächsten Verwandten im ersten Jahr einmal pro Tag gesprochen, anschließend jährlich am Todestag.
Während die älteren jüdischen Grabinschriften ausschließlich in Hebräisch verfaßt sind, tauchen Mitte des 19. Jahrhunderts auf der Rückseite der Grabsteine, oder unterhalb der hebräischen Inschrift, auch deutsche Texte auf. Diese gewinnen im Laufe der Zeit an Bedeutung und spiegeln die zunehmende Angleichung an die christlich-deutsche Kultur wider.

Nach der Halacha darf eine Jüdische Gemeinde ihren Friedhof unter keinen Umständen veräußern. Da seit dem Holocaust keine Juden mehr im Landkreis Cochem-Zell leben, wurde nach langwierigen Verhandlungen und Prozessen die Jüdische Kultusgemeinde Koblenz rechtliche Nachfolgerin.


Die Grabsteine und ihre Symbolik

Seit dem Mittelalter sehen die meisten jüdischen Grabsteine ähnlich aus: rechteckiges Hochformat mit einem Giebel oder Rundbogen abschließend. Die äußerlich schlichte Form symbolisiert die Gleichheit aller im Tode.
Im 19. Jahrhundert zeugen größere, mit Ornamenten geschmückte Grabsteine, Säulen und andere klassizistische Merkmale vom zunehmenden Einfluß der bürgerlich-christlichen Kultur.
Die Grabsteine im Landkreis Cochem-Zell wurden hauptsächlich aus Sandstein angefertigt.

»Auch wer die Inschrift nicht lesen kann, muß fühlen, was der Stein spricht.«3

Aus Form und Symbolik der Grabsteine erfährt man Einzelheiten über die Verstorbenen.
Abgebrochene Säulen symbolisieren mit dem abgeschnittenen Lebensbaum das noch nicht zu seiner Blüte gereifte Leben, d.h. den frühen Tod.

Der Grabstein der Terz, Gattin des Naftali, gestorben 1857, befindet sich auf dem älteren jüdischen Friedhof in Cochem.

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