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Eine Judenschule befand sich manchmal im gleichen Gebäude wie die Synagoge oder sie war, wie in Binningen und in Wittlich, ein eigenständiges Haus.
Raphael Marx unterrichtete die 20 Kinder in Beilstein und erhielt dafür neben freiem Wohnen ein Gehalt von 131 Talern jährlich. Um sein Gehalt aufzubessern, fungierte er auch noch als Schächter.6 1841 stellt er bei der Regierung einen Antrag auf Anstellung:

Die unsichere Stelle der meisten jüdischen Lehrer ist indessen der Entwicklung des jüdischen Schulwesens ungemein hinderlich, denn noch immer müssen die Lehrer ihrer Existenz halber den in der Regel ungerechten, der Erziehung oft sehr schädlichen Forderungen der Eltern nachgeben. Eine Königliche Hochlöbliche Regierung hat zwar die hiesige israelitische Schule in die Zahl der öffentlichen Schulen aufgenommen und meine Anstellung als Lehrer bei derselben genehmigt, aber ein Anstellungsdekret, gleich den übrigen Lehrern, ist mir nicht zuteil geworden.

Der preußische Minister der Geistlichen-, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten zu Berlin, dem die Angelegenheit von der Regierung in Koblenz zur Entscheidung vorgelegt wurde, konnte in seiner Verfügung vom 17. Dezember 1841 dazu lediglich feststellen:

Durch die Zirkularverfügung des Ministeriums der geistlichen Angelegenheiten vom 29. April 1827 ist bereits angeordnet worden, daß die jüdischen Lehrer nach bestandener Probezeit von den Regierungen eine dauernde Anstellung unter Aushändigung einer förmlichen Vokation erhalten können ... Um den Wünschen des jüdischen Lehrers zu Beilstein zu entsprechen, wird daher die Königliche Regierung für jetzt sich darauf zu beschränken haben, auf die dortige Gemeinde in geeigneter Weise einzuwirken und dieselbe zu veranlassen, dem Lehrer eine Vokation auszustellen ...

Raphael Marx geht daraufhin als Lehrer nach Deutz. Sein Nachfolger in Beilstein ist Samuel Bornstein aus Borek in der Provinz Posen. Dieser bittet am 4. Juli 1842 um die Erlaubnis, die Lehrerprüfung im Seminar Neuwied mitmachen zu dürfen. Er teilt in dem Schreiben mit, daß ihn der Vorsteher der Jüdischen Gemeinde, Daniel Lipmann, gebeten habe, die Kinder zu unterrichten:

Neben der Synagoge stand das Haus, in dem der jüdische Lehrer untergebracht wurde.

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