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Anfang des 19. Jahrhunderts war die jüdische Gemeinde in Merl also verhältnismäßig groß. Am 1. September 1853 berichtet der Landrat von Zell:
Die Merler Judengenossenschaft bestand vor der Zeller ... In Merl werden die Gottesdienste in zwei Privathäusern vorgenommen.7
Da mindestens 10 erwachsene Männer notwendig sind, um einen Gottesdienst auszuführen, kann man sich über die Größe der Merler jüdischen Gemeinde eine Vorstellung machen.
In der Steuerliste vom 26. August 1857 wird dem 52jährigen Fleischer Josef Geisel und dem 37jährigen Kaufmann Nathan Wolf der Betrag von 83,10 Talern versteuert, während der 70jährige Fleischer Elias Wolf und der 65jährige Händler Jakob Daniel nur 71,80 Taler zu versteuern haben.
Die Nachfahren der Familien Geisel und Wolf lebten bis zur Zeit des Nationalsozialismus in Merl.

Familie Geisel
Metzgerei
Oberstraße 125

Siegfried Geisel *6.5.1878
Klara Geisel geb. Gamiel *15.12.1878 in Argenschwang
Bella Geisel
Meta Geisel *18.1.1911

Wie wir bereits erfahren haben, zählten die Geisels zu den alteingesessenen Familien Merls. Siegfried Geisel hatte die Metzgerei von seinen Eltern Isaak Geisel und Sara Dreidel übernommen.
Während der NS-Zeit lebte die älteste Tochter Bella bereits nicht mehr in Merl. Sie hatte nach Sinzig geheiratet und hieß nun Bella Gottschalk. Die jüngere Tochter Meta zog im Oktober 1935 nach Köln und heiratete dort. Ihr Ehename war Meta Levy. Beiden Frauen gelang kurz nach Metas Hochzeit die Flucht in die USA.
Ihre Eltern blieben in Merl zurück. Am 30. April 1942 mußten sie zum Zug nach Bullay und kamen von dort nach Koblenz-Lützel.8 Zwei Tage später wurde das Ehepaar Geisel mit den Juden aus Ediger, Eller, Kaisersesch, Hambuch, etc. zur Vernichtung in den Osten deportiert.
Beide sind unbekannt verschollen.
Mit ihnen endet die Geschichte der Merler Juden.

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